Bitte keine Staubfänger!


    Mit spitzer Feder …


    (Bild: zVg)

    Schenken bzw. das richtige Geschenk finden – das ist so eine Sache, nicht bloss an Weihnachten. Da die meisten Geburtstage in meinem Umfeld auf das erste Halbjahr fallen, bin ich ab Januar jeweils im Geschenk(ideen)-Stress. Dies, obwohl ich sehr gerne Geschenke mache, vor allem wenn das beschenkte Gegenüber vor Freude strahlt – das beglückt mich wiederum. Das höchste aller Gefühle beim Schenken ist jedoch ein Volltreffer. Ein Grund, nie mehr aufhören zu schenken. Eine solche freudige Überraschung habe ich kürzlich einem Freund bereitet, dem ich bei Nacht und Nebel einen Blumenstrauss vor die Türe stellen liess. Die Überraschung und Freude am Morgen beim Zeitungsholen waren perfekt. Sich Zeit zu nehmen, einer Freundin oder einem Freund mit viel Liebe ein Geschenk auszusuchen und sorgfältig einzupacken, ist für mich wie eine befriedigende Meditation. Dabei geht es nicht um teure Geschenke, sondern um Geschenke an sich – um die Geste, den Gedanken. Verschenken macht mir definitiv mehr Spass, als Geschenke zu bekommen. Ab und zu mache ich eine edelmütige und grossherzige Loslassen-Schenk-Aktion und verschenke jemanden ein Lieblingsstück, das mir viel bedeutet – ein teures Kleidungsstück oder Accessoires, das die Beschenkte schon immer an mir bewundert hatte. Der erstaunte Blick und die glänzenden Augen sind unbezahlbar. Ich schlendere durch meine Wohnung, die Liste meiner Freundinnen und ihren Stil im Hinterkopf. Und siehe da – ein schönes Teil hat bald eine neue Besitzerin. Das macht Spass – Grosszügigkeit macht glücklich!

    Doch nicht alle Menschen eignen sich gleich gut, um ihnen eine Freude zu machen: Am einfachsten ist es bei Kindern wie beispielsweise bei meinen kleinen Neffen. Die Jungs haben Wünsche, die sie selbst nicht erfüllen können, sie brauchen Anlässe wie Weihnachten und Geburtstag, um die ersehnte Käpt’n Sharky -Taschenlampe oder eine Autorennbahn mit drei Loopings und Beschleuniger zu erhalten. Bei Erwachsenen wird es eng. Frauen sind einfacher: Blumen, Kosmetik, Accessoires hauen (fast) immer hin. Männer sind schwieriger: Wein ginge – ich weigere mich allerdings immer innerlich, Alkohol zu verschenken – ein Genusskorb, eventuell ein edler Kugelschreiber sind hier unverfängliche Gaben, bei welchen man nicht viel falsch machen kann. Dann kommen die Seniorinnen und Senioren als grösste Herausforderung für alle Schenkenden. Denn sie besitzen alles, was sie mögen oder brauchen. Bei älteren Menschen fährt man immer gut, wenn die Geschenke vergänglich sind – als nicht etwas, für das sie einen Platz in ihrem Zuhause suchen müssen. Es sollte ihnen in irgendeiner Form Genuss bringen. Die meisten älteren Herrschaften schätzen das und sind dann glücklich. Eignen würden sich: Wein, Schokolade, eine gute Salami, würziger Bergkäse, Blumen, Konzertkarten, evt. Bücher.

    Die grösste Herausforderung sind diejenigen, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit beschwörend rufen: «Schenkt mir bloss nichts, ich brauche nichts! Ich habe alles! Da wird es schwierig, diese Verhaltensweise richtig zu interpretieren: a) sind sie wirklich so altruistisch und brauchen nichts; b) sind sie geizig und fürchten, sie müssten als Gegenleistung auch ein Geschenk mitbringen oder c) sie sind geizig mit sich selbst und gönnen sich nicht mal ein Geschenk? Tja – hier ist guter Rat teuer! Ich plädiere auf etwas Essbares – essen muss ja jede und jeder zwangsmässig einmal.

    Und dann sind noch die seltenen Exemplare, welchen man ein liebevolles ausgesuchtes Geschenk übergibt und sie nehmen es redaktionslos zur Kenntnis, keine Regung, kein Hauch eines Lächelns oder sonstigen Mimik, staubtrocken, einfach nichts! Dies ist zwar für den Schenkenden eine herbe Enttäuschung und fühlt sich an wie eine fadengerade Faust mitten ins Gesicht – aber hier darf man sich nicht aus dem Konzept bringen lassen, und einfach von Herzen weiterschenken.

    Übrigens, was mich betrifft: Diejenigen, die mich kennen, wissen was mir Freude macht und für die anderen gilt: Bitte keine Staubfänger, keinen Alkohol, keine Gutscheine für ein Essen im Restaurant und keine Grabblumen wie Lilien, Orchideen etc.

    Herzlichst,
    Ihre Corinne Remund
    Verlagsredaktorin

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