«Der Streichelzoo muss erhalten bleiben!»

    Der Streichelzoo im Dählhölzli ist ein Publikumsmagnet – Kinder und Erwachsene kommen dort in Kontakt mit Zwergeseln, Ponys und anderen Haustieren. Doch diese Zeiten neigen sich dem Ende zu. Das Dählhölzli will künftig seinen Streichelzoo schliessen. Der SVP-Stadtrat Janosch Weyermann und Thomas Fuchs, Präsident der Vereinigung BernAktiv, kämpfen mit einer Petition für den Erhalt des Streichelzoos – bis jetzt mit Erfolg.

    (Bild: pixabay) Nicht mehr zeitgemäss? Mit einer Petition soll der Streichelzoo des Tierparks Dählhölzli erhalten bleiben – dies scheint ganz im Sinne der Berner Bevölkerung zu sein.

    Im Berner Tierpark Dählhölzli soll es künftig keinen Streichelzoo mehr geben. Für Sie ist dies ein unverständlicher Entscheid. Wieso?
    Janosch Weyermann: Weil der Streichelzoo seit vielen Jahrzehnten zum Tierpark Dählhölzli dazu gehört und ein beliebtes Ausflugsziel für die ganze Familie ist. Vor allem für Kinder aus der Stadt bietet er eine der wenigen Möglichkeiten, bereits im frühen Alter mit Haus- und Nutztieren in Kontakt zu kommen.

    Sie haben gemeinsam mit Thomas Fuchs, Präsident der Vereinigung BernAktiv und Herausgeber der Zeitschrift BernAktuell, eine Petition für den Erhalt des Streichelzoos lanciert. Haben Sie schon Reaktionen darauf gehört?
    Unsere Petition ist ein regelrechter Selbstläufer. Viele Leute können diesen Entscheid ebenfalls nicht nachvollziehen und bestellen deshalb unzählige Unterschriftenbogen bei uns, um in ihrer Familie und ihrem Umfeld Unterschriften für den Erhalt des Streichelzoos zu sammeln.

    Wie viele Unterschriften müssen Sie bis wann sammeln und wie läuft die Unterschriftensammlung momentan?
    Da es sich um eine Petition handelt, gibt es keine Mindestanzahl an Unterschriften, die erreicht werden muss. Der Vorteil bei einer Petition ist zudem, dass jeder und jede unterschreiben kann. Auch Kinder und Personen ohne Schweizer Pass. Ich hoffe deshalb auf mindestens 10’000 Unterschriften, um den Verantwortlichen aufzuzeigen, dass viele Leute nicht hinter diesem Entscheid stehen können.

    (Bild: zVg) Die Aufhebung des Streichelzoos im Dählhölzli ist für Janosch Weyermann definitiv ein Fehlentscheid: «Ich hoffe, dass die Verantwortlichen diesen noch einmal überdenken werden, damit die Kinder auch künftig in den Streichelzoo gehen können.»

    Welche (emotionale) Bedeutung hat der Streichelzoo für die Bernerinnen und Berner, respektive für die vielen kleinen Zoobesucher?
    Wie bereits erwähnt, bietet der Streichelzoo für viele Kinder die erste Kontaktmöglichkeit zu einem Haus- respektive Nutztier. Dies ist für die Entwicklung und Bildung eines Kindes besonders wertvoll. Viele Bernerinnen und Berner kennen den Streichelzoo sicher von klein an. Sei es durch einen Besuch mit den Eltern oder anlässlich einer Schulreise. Daher haben viele auch eine emotionale Bindung zum Streichelzoo.

    Der Tierpark will sich der Zeit entsprechend verändern. Ist es in diesem Kontext nicht nachvollziehbar, dass der Streichelzoo weichen muss?
    Nicht alles Neue ist auch immer besser. Es ist völlig verständlich, dass auch der Tierpark mit der Zeit gehen will. Der Entscheid zur Aufhebung des Streichelzoos ist jedoch nicht nachvollziehbar. Man kann den Streichelzoo ja auch neu ausrichten und dabei einen besonderen Fokus auf das Tierwohl legen, ohne ihn gleich ersatzlos schliessen zu müssen.

    Der Tierpark will ein neues «Aare-Artenschutz-Zentrum» auf dem jetzigen Platz des Streichelzoos erstellen, wo Kinder mehr über Fauna und Flora in ihrer direkten Umgebung erfahren. Damit leistet das Dählhölzli doch Pionierarbeit?
    Damit leistet der Tierpark in meinen Augen keine Pionierarbeit, sondern beschäftigt damit einzig ein paar Biologen, die sich wohl mit der Forschung auf diesem Gebiet ein Denkmal setzen wollen. Mir kann ja niemand erzählen, dass ein Kind wegen ein paar Käfern künftig noch ins Dählhölzli gehen möchte. Stattdessen wird es wohl zu Hause auf dem iPad rumdrücken. Da fehlt den Verantwortlichen definitiv das Fingerspitzengefühl und der Bezug zur Realität.

    Mit der Aufhebung des Streichelzoos will der Tierpark, Tiere künftig nicht mehr als Unterhaltungsobjekt vorführen. Das ist doch ein weiser Schritt, auch viele Zirkusse verzichten auf Tiere in der Manege?
    Darüber kann man sicher diskutieren. Es ist aber bereits heute so, dass für die Kinder einzig bei den Zwergziegen eine Möglichkeit zum Streicheln besteht. Wenn es den Ziegen jeweils zu bunt wird, können sie sich in einen Ruhebereich zurückziehen.

    Regionale Tierparks der näheren Umgebung glauben an die Zukunft des Streichelzoos. Hat das Dählhölzli einen Fehlentscheid getroffen?
    Ja, das war mit Sicherheit ein Fehlentscheid und ich hoffe, dass die Verantwortlichen diesen noch einmal überdenken werden, damit die Kinder auch künftig in den Streichelzoo gehen können.

    Die Befürworter argumentieren diesen radikalen Schritt mit Platzmangel. Wie sehen Sie das?
    Ich bin der Meinung, dass wenn es tatsächlich ein Platzproblem sein sollte, man dann vielleicht ein bis zwei Gehege aufheben könnte, um den Platz zugunsten von anderen Gehegen nutzen zu können. So würde es zwar zu einer Redimensionierung kommen, jedoch nicht zu einer radikalen Schliessung.

    Welche Chance rechnen Sie sich aus mit der Petition für den Erhalt des Streichelzoos? Gelingt es, ihn so zu retten?
    Ich hoffe natürlich, dass möglichst viele Leute die Petition noch unterschreiben werden und wir den Verantwortlichen am Ende eine stattliche Anzahl Unterschriften überreichen können. Was sie daraus machen werden, kann ich momentan noch nicht abschätzen aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Nötigenfalls behalten wir uns vor, eine Volksinitiative zu ergreifen.

    Welche Emotionen verbinden Sie mit dem Streichelzoo im Dählhölzli?
    Ich persönlich verbinde viele Emotionen mit dem Streichelzoo. Sei es durch Besuche als Kind mit meiner Familie oder an Geburtstagen, die ich mit Freunden dort feiern durfte. Ich fände es echt sehr schade, wenn der Streichelzoo tatsächlich schliessen würde.

    Interview: Corinne Remund


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