Raus aus dem digitalen Unbehagen

    31. August – 12. November 2017

    Wir alle spüren ein digitales Unbehagen im Alltag. Die Ausstellung geht mit über 30 Werken, einem Leseraum, einem Workshop-Tag und einer Publikation diesem Unbehagen auf den Grund und zeigt mögliche Auswege.

    (Bild: zVg / Kunsthaus) Langenthal Amy Suo Wu, A Media Archeology of Steganography, 2015, Installationsansicht, Courtesy of the artist

    Nach 25 Jahren World Wide Web ist alltäglich geworden, dass sich unser Leben auch in digitalen Kommunikations-Räumen abspielt. Doch in diesem digitalen Leben macht sich ein Unbehagen breit. Während wir Produkte von Apple, Amazon, Google, Facebook oder Microsoft benutzen, praktisch und unverzichtbar finden, merken wir, dass diese und andere grosse kommerzielle Akteure zunehmend dominieren. Ihre Services formen unser Denken, unsere Sprache und Wahrnehmung und kommodifizieren Ideen von Freundschaft und Tausch. Wir surfen nicht mehr durch das wilde Web, sondern werden vom Feed gefüttert und bekommen immer mehr vom Gleichen aufgrund unserer hochgerechneten Vorlieben. Mit dem Social Media-Account mieten wir Services, die wir mit unseren Daten, Inhalten unserer Aufmerksamkeit bezahlen. Die Grenzen zwischen privat und öffentlich haben sich verschoben, freiwillig und unfreiwillig. Spätestens seit Edward Snowdens Enthüllungen sind auch die umfassenden staatlichen Überwachungsmethoden und ihre Verbindungen zu privaten Akteuren ins breite Bewusstsein gerückt. Nach der Wahl von Donald Trump sind Fragen zur Filterblase, zur zielgerichteten Verbreitung von (Des)Information auf der Basis von Big Data, zum digitalen Fussabdruck und Überwachung relevanter denn je.

    Seit Beginn des Webs haben Künstlerinnen und Künstler darin eigene Räume und Kanäle geschaffen und mit künstlerischen Experimenten kritisch auf Kommerzialisierung und Restriktionen reagiert. Die Ausstellung zeigt aktuelle Arbeiten von über 30 Kunstschaffenden und Kollektiven. Diese greifen diese Themen auf, machen das digitale Unbehagen und die Gründe dafür erfahrbar oder zeigen Auswege daraus.

    Einige Beispiele
    So plädiert etwa Olia Lialina für eine Charta der Rechte von uns EndverbraucherInnen digitaler Technologie. Julian Oliver bekämpft mit seiner Transparency Grenade die Intransparenz von Unternehmen und Regierung, indem die computerisierte Granate Daten, Gespräche und E-mails abfängt und veröffentlicht. Harm van den Dorpel entwirft sein eigenes, experimentelles Social-Network, um den starren Rahmen der grossen Plattformen und ihrem Einfluss auf kreative Prozesse zu entkommen. Christoph Wachter und Matthias Jud beschäftigen sich mit der Frage des Zugangs und den Machtstrukturen der Kommunikationsinfrastruktur und lassen uns ein Netz aufbauen, das ganz ohne Internet oder Telefonnetz funktioniert. Zach Blas und Jemima Wyman erwecken Microsofts Chat-Bot-Teenagerin Tay zu neuem Leben, deren künstliche Intelligenz letztes Jahr innert Stunden von Trollen zur sexistischen und rassistischen Schimpfmaschine erzogen worden war. Elisa Giardina Papa hat die verborgene Arbeiterschaft des Digitalen interviewt, etwa einen Online-Dating-Coach. James Bridle sperrt ein selbstfahrendes Auto in einen magischen Kreis, und Adam Harvey macht uns vor dem Maschinenauge unsichtbar. Und schliesslich verrät das Programm Where have you been? von Lasse Scherffig aufgrund der Verbindungsdaten der Smartphones den letzten Aufenthaltsort aller Besucherinnen und Besucher.

    pd

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